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Ein Bericht im Teckbote vom 30.11.2023 von Rainer Kellmayer Fotos: Rainer Kellmayer

Zwei Orchester ziehen alle Register

Der Musikverein Unterlenningen und die Stadtkapelle Kirchheim bestritten das Kreisblaskonzert.
Beide Orchester zeigten eine enorme Bandbreite an Blasmusik, die das Publikum begeisterte.

Kreisblaskonzert 2023Unter der Leitung von Marc Lange bot die Stadtkapelle Kirchheim beim Kreisblaskonzert in der Kirche Maria Königin ein anspruchsvolles Programm.

Das Kreisblaskonzert ist ein Höhepunkt im Jahresprogramm des Blasmusikverbands Esslingen. „In diesen besonderen Konzerten zeigen unsere Vereine ihre musikalische Leistungsfähigkeit“, sagte Ralf Krasselt, der geschäftsführende Präsident des Verbands. Diesmal stellten sich in der Kirche Maria Königin in Kirchheim der Musikverein Unterlenningen und die Stadtkapelle Kirchheim mit anspruchsvollen Programmen vor.

Passend zum Volkstrauertag hatten die Unterlenninger ihre Vorträge unter das Motto „Gefangen“ gestellt. Schon das eröffnende „Amazing Grace“ zeigte, dass der mit präzisem Schlag leitende Dirigent Alexander Theiler das Orchester bestens vorbereitet hatte: Prächtig entfalteten sich die weit ausschwingenden Kantilenen in der Kirchenakustik.

Dann ging es zurück ins Jahr 1796. Im Tongemälde „Mantua – die Freiheit des Adlers“ hat Otto M. Schwarz den heroischen Freiheitskampf der von Andreas Hofer angeführten Südtiroler gegen das Heer Napoleons treffend in Töne gesetzt. Der Musikverein Unterlenningen lief zu  großer Form auf und schuf eine plastische Wiedergabe im Spannungsfeld bedrohlicher Sequenzen und prächtiger Aufschwünge – emotional packend, und mit schroffen dynamischen Kontrasten. Nach der Uraufführung von „The Escape“ des an der Tuba selbst mitspielenden Aaron Weis führte ein Ausflug in die Welt des Musicals zu Alan Menkens „Beauty and the Beast“. Eingängige Melodien standen neben tänzerischen Passagen, und gegen Ende steigerte sich das Ganze zum furiosen Finale. Das Publikum goutierte das Kaleidoskop an eingängigen Melodien: Begeistert applaudierend ließ es den Musikverein Unterlenningen erst nach einer Zugabe von der Bühne.

Die Stadtkapelle Kirchheim eröffnete ihre Vorträge mit „Orient et Occident“. Das 1869 in Paris uraufgeführte, von Camille Saint-Saëns explizit für Blasorchester geschriebene Werk weist deutliche Bezüge zu den Tondichtungen Franz Liszts auf. Der Stadtkapelle bot das mit dem Untertitel „Grand March“ versehene Werk reichlich Gelegenheit, ihre instrumentale und klangliche Leistungsstärke zu demonstrieren. Souverän führte der Kirchheimer Stadtmusikdirektor Marc Lange seine Musikerinnen und Musiker um alle Klippen der anspruchsvollen Partitur. Die Gegenüberstellung von abendländischen und orientalischen Sequenzen war fein koloriert herausgearbeitet, und die abschließende, zum spannenden Finale führende Fuge hatte ordentlich Drive.

Als Solistin in Cécile Chaminades Concertino profilierte sich die junge Flötistin Clara-Marie Rehberg. Der Solopart des 1902 als Prüfungsstück für das Pariser Conservatoire geschriebenen Flötenkonzerts stellt in puncto Klangformung und technischer Brillanz höchste Anforderungen. Rehberg zeigte sich – adäquat begleitet von der Stadtkapelle – dieser Herausforderung gewachsen. Die Tongirlanden perlten virtuos, und da Rehberg zudem beachtliches gestalterisches Potenzial offenbarte, darf man auf den weiteren Weg des flötistischen Talentes gespannt sein.
Kreisblaskonzert 2023Die Kirchheimer Flötistin Clara-Marie Rehberg brillierte als Solistin in Cécile Chaminades „Concertino op. 107“.

Der Lohn: Standing Ovations
Mit David Gillinghams „With Heart and Voice“ und den „Minimalist Dances“ von Matt Conaway hatte Marc Lange Werke aufs Programm gesetzt, die aufzeigten, welche stilistische Bandbreite heutzutage leistungsfähige Blasorchester bewältigen. Die Stadtkapelle Kirchheim zog erneut alle Register und überzeugte mit differenzierten Interpretationen: klanglich ausgefeilt, intonatorisch sauber austariert und in organischer Gestaltung.

Nach stürmischem Applaus und Standing Ovations verabschiedeten sich die Stadtkapelle und der Musikverein Unterlenningen gemeinsam mit „A Sign for Freedom“.