Im Takt um den Globus
Die Stadtkapelle Kirchheim begeisterte in der Martinskirche mit einem vielfältigen Programm unter der Leitung von Stadtmusikdirektor Marc Lange.
Viel Applaus für großartige Leistungen ernteten Jugendkapelle und Stadtkapelle bei ihrer Sommerserenade am Sonntag. Foto: Hans-Günther Driess
Der Wettergott hat veranlasst, dass die als „Open-Air“ geplante Sommerserenade in die Martinskirche verlegt werden musste. Stadtmusikdirektor Marc Lange bewies wie immer eine glückliche Hand bei der Auswahl anspruchsvoller attraktiver Kompositionen und hat diese mit den 110 Musikerinnen und Musikern der Stadtkapelle Kirchheim großartig präsentiert.
„Dieses Mal landen wir öfters in Asien“, so Lange in seiner Moderation, „und reisen durch verschiedene Länder mit ganz unterschiedlichen Musikstilen.“ Der Erfolg war programmiert, weil in keinem Augenblick Töne, Melodien und Harmonien nur aneinandergereiht wurden. Jedes Werk wurde ausdrucksvoll und interessant gestaltet und dynamisch bis ins Detail ausgekostet. So wird Musik interessant, so entbehrt sie jeglicher Langeweile, und dies zeigt sich einmal mehr bei den begeisterten Reaktionen des Publikums der Sommerserenade in der vollbesetzten Martinskirche.
Jugendkapelle zeigt Spielfreude
Im ersten Konzertteil stellt die Jugendkapelle ihr großes Können unter Beweis. Der musikalische Ausflug nach Irland in „Dublin Pictures“ von Marc Jeanbourquin reflektiert die typischen Festivals mit Tanz und Gesang auf der „Grünen Insel“. In diesem Tongemälde wird die große Bandbreite an Klangfarben des Orchesters ausgereizt, Solistinnen und Solisten beeindrucken mit sauberen Tönen, und im lebendigen, vor Energie strotzenden Finale entfalten die hervorragenden Schlagwerker viel „Action“.
Die auf der mittelalterlichen lydischen Tonleiter basierende Komposition „Valiant Skies“ von Chris Pilsner drückt - passend zum Kirchenraum - das Hinaufsteigen in den Himmel aus. In „Hibiki“ (das japanische Wort für „Klang“) des japanischen Komponisten Yasuhide Ito sprudeln die jungen Musiker nur so vor Spielfreude.
„At the Break of Gondwana“ des singapurischen Komponisten Benjamin Yeo skizziert herrliche Eindrücke von der Flora und Fauna von Gondwana, wie der Superkontinent aus Südamerika, Afrika und Arabien genannt wird, ehe die Kontinente auseinanderdrifteten. Letzteres verdeutlichen die jungen Musikerinnen und Musiker mit brodelnden Klängen, Tierlauten ähnelnden Geräuschen und gewaltigen Eruptionen.
Nach der Pause bringt die Stadtkapelle spannende Werke zu Gehör und untermauert nach der erfolgreichen Teilnahme beim Wettbewerb in Ulm einmal mehr ihr enormes Niveau als Spitzen-Blasorchester. Sehr stiltypisch werden in der „Second Suite for Band“ von Alfred Reed verschiedene lateinamerikanische Regionen musikalisch beleuchtet. Nach Kuba und in die Karibik geht’s mit einem Calypso, nach Mexiko mit einem „Paso Doble“ und der langsame brasilianische Tango wird mit seinem gefühlvollen Schwingen ein Glanzstück des Abends.
Sehr facettenreich wirkt die Musik der „Saga Candida“ von Bert Appermont, die den Hexenwahn um das Jahr 1600 thematisiert. Neben wilden, die Hexenverfolgung symbolisierenden Klängen erzeugen Röhrenglocken sakrales Flair. Die Männer des Orchesters unterstreichen dies mit schönen Stimmen im Stile des gregorianischen Mönchsgesangs des Mittelalters im Ruf „Miserere mei“, was so viel bedeutet wie „Erbarme dich meiner“.
„The Benefaction from Sky and Mother Earth“ des Japaners Satoshi Yagisawa und das exotisch anmutende Volkslied „Adai Adai“ aus Brunei geben den Registergruppen Holz und Blech sowie Instrumentalsolisten die Gelegenheit, hervorragende Intonation, klangliche Ausgewogenheit und Virtuosität zu demonstrieren.
Beim letzten Stück, den Highlights aus „König der Löwen“, gibt Lange der Jugendkapelle die Chance, zusammen mit dem Großen Orchester der Stadtkapelle zu musizieren. Die Musik von Elton John und Tim Rice wird unter der sicheren Stabführung des Dirigenten zum rauschenden Finale.
Marc Lange dankt der Martinskirchengemeinde für die spontane Überlassung der Kirche. Die Spenden am Ausgang kommen im Rahmen des Projekts „Jugend macht Musik“ der Förderung der Jugendkapelle zugute. Nach langanhaltendem Beifall folgt als Zugabe „A Klezmer Karnival“.
Das nächste Konzert:
The Armed Man: A Mass for Peace, Friedensmesse von Karl Jenkins am 15. und 16. November, in Kirchheim und Nürtingen, mit den Evangelischen Kirchenchören beider Städte.