Programmvorschau und Programmnotizen zum Concerto der Stadtkapelle Kirchheim,
am Samstag, den 25.03.2023 um 19:30 Uhr in der Stadthalle
Stadtkapelle Kirchheim - Stadtmusikdirektor Marc Lange
- Ouvertüre in C (1792) - Charles Simon Catel (1773-1830)
Die Ouvertüre kann stilistisch als typisch für ihre Zeit angesehen werden, besitzt sie doch alle Charakteristika jener Epoche zur Zeit der Französischen Revolution. Sie kommt in ihrer Qualität durchaus an die Werke von Méhul, Cherubini oder Gossec heran. Auch musikalisch sollte nämlich eine Revolution stattfinden. Diese Komponisten bemühten sich, die vorgegebenen Formen des Klassizismus zu sprengen und eigene Wege zu gehen, was die Richtung zur Romantik frei werden ließ. Auch diese Ouvertüre ist ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass Catel als besonderer Meister der Orchestrationskunst anzusehen ist. Er verstand es mit feinem Gefühl, neue und für die damalige Zeit kühne Klangfarben einzusetzen. "Die vorliegende Ouvertüre dürfte eine der reizendsten und gelungensten Kompositionen für die Blasorchester des späten 18. Jahrhunderts darstellen - der Einfluss Mozarts ist dabei nicht zu übersehen. Sie ist in der Sonatenhauptsatzform komponiert, mit langsamer Einleitung." Die langsame Einleitung ist ein Stilmittel, das man etwa auch bei den Zeitgenossen Méhul und Devienne vorfindet und das schon Jean Baptiste Lully im 17. Jahrhundert eingeführt hatte.
Die Ouvertüre in C wurde im Original für eine erweiterte Harmoniemusikbesetzung komponiert. Sie wurde im Tempel der Vernunft von der Garde Républicaine Paris aus Anlass des zweiten Jahrestages der Entstehung der Republik uraufgeführt. - Concertino für Flöte op. 107 (1910) - Cécile Chaminade (1857-1944),
Solistin: Clara-Marie Rehberg
Als eine der wenigen Komponistinnen der Musikgeschichte, schrieb die Französin Cécile Chaminade annähernd 400 Werke, vornehmlich für Klavier.
Ihre Karriere begann sie im Alter von sechzehn Jahren als Konzertpianistin.
Das Concertino für Flöte, 1910 in der ursprünglichen Fassung für Soloflöte mit Klavier komponiert, zeugt von Chaminades ausgezeichneter Kenntnis dieses Instruments und unterstreicht sowohl die lyrischen Seiten als auch die virtuosen Möglichkeiten der Flöte. - Strange Humors (2006) - John Mackey (*1973)
John Mackey komponierte »Strange Humors« während seines Studiums an der Juilliard School. Zunächst für Streichquartett und Djembe geschrieben, wurde das Stück später für Blasorchester transkribiert.
Das Werk lässt unterschiedliche musikalische Kulturen miteinander verschmelzen, indem modale Melodien und synkopische Rhythmen des Mittleren Ostens mit afrikanischer Percussion begleitet werden.
Das Herzstück der Komposition bildet das Pulsieren der Djembe, einer sanduhrförmigen Trommel, die mit bloßen Händen gespielt wird und in westafrikanischen Ländern wie Mali oder Guinea eine bedeutsame Rolle bei festlichen gesellschaftlichen Anlässen spielt.
Pause
- James Barnes: Sinfonie No.3, „Die Tragische“ (1994)
I. Satz: Lento - Allegro Ritmico
II. Satz: Scherzo
III. Satz: Fantasie (für Nathalie)
IV. Satz: Allegro gioioso (Finale)
James Barnes schreibt im Vorwort der Partitur zu seinem Werk:
"Die Dritte Sinfonie war ein Auftragswerk der United States Air Force Band, Washington D.C.. Der damalige Dirigent dieses Orchesters, Col. Alan Bonner, sagte mir, er wolle ein wirklich großes Werk für Blasorchester haben. Er legte weder Wert auf Stil, Länge, Schwierigkeitsgrad oder sonst irgendetwas. Mir wurde also völlig freie Hand gelassen das zu schreiben, was ich wollte.
Ich begann an diesem Werk zu arbeiten, als ich in einer sehr schweren Lebenssituation war, nämlich kurz nachdem unser Baby Nathalie gestorben war. Diese Sinfonie ist das Werk mit dem größten emotionalen Kräfteverschleiß, das ich je komponiert habe. Müsste man ihr einen Beinamen geben - ich glaube "tragisch" würde gut zu ihr passen.
Das Werk entwickelt sich von der tiefsten Dunkelheit der Verzweiflung bis hin zum Erstrahlen von Erfüllung und Freude.
Der erste Satz verarbeitet viel Frustration, Bitterkeit, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit - all meine eigenen persönlichen Gefühle nach dem Verlust meiner Tochter.
Das Scherzo (2. Satz) geht mit beißendem Spott und bitterer Süße an dieses Thema, was auch mit Anmaßung und der Selbstgefälligkeit bestimmter Leute in dieser Welt zu tun hat. Form: ABA-Form. Die äußeren A-Teile hat Barnes für Holzbläser und Schlagzeug instrumentiert, den B-Teil für Blechbläser, allerdings gedämpft.
Der 3. Satz ist eine Fantasie darüber, wie meine Welt ausgesehen hätte, wenn Nathalie in ihr gelebt hätte. Es ist ein Abschiedslied für sie.
Form: ABCABC-Coda
Das Finale (4. Satz) steht für die Wiedergeburt des Geistes, einem Versöhnungsversuch für uns alle. Das erste Thema wird von den Hörnern vorgestellt.
Das zweite Thema basiert auf einer alten lutherischen Hymne auf die Kinder "Weil ich Jesu Schäflein bin“. Diese Hymne auf die Kinder wurde an Nathalies Beerdigung gesungen.
Die letzte Strophe dieses Liedes lautet:
Sollt ich denn nicht fröhlich sein,
Ich beglücktes Schäfelein?
Denn nach diesen schönen Tagen
Werd ich endlich hingetragen
In des Hirten Arm und Schoß:
Amen, ja mein Glück ist groß!
Am 25. Juni 1994, drei Tage nachdem ich die Sinfonie beendet hatte, wurde unser Sohn Billy geboren. So wie der dritte Satz Nathalie gewidmet ist, ist das Finale für Billy und ein Ausdruck unserer Freude, dass wir, nach dem tragischen Tod seiner Schwester, mit ihm gesegnet wurden."
Zurück